Geburtsbericht - Teil 1

Geburtsbericht Teil 1 - Wir schreiben das Jahr 2017…Es ist Ende Januar, wir sind seit gut einer Woche frisch verheiratet, draußen ist es dunkel und kalt (Winter eben) und wir haben noch ca. 6 Wochen bis zum errechneten Geburtstermin zu gehen. Meine Frau befindet sich im letzten Stadium Ihrer Schwangerschaft und ich fange an mir Gedanken zu machen. Wann kommt unser Mädchen wohl auf die Welt? Putzt Sie sich heraus und kommt doch später? Müssen wir vielleicht vor dem Geburtstermin ins Krankenhaus? Zu welcher Tageszeit wird dies sein? Werde ich vielleicht gerade im Meeting sein und muss mit 180 Km/h über die Autobahn fahren? Bin ich nervös und aufgeregt? Werde ich wohl ein guter Vater sein? Fragen über Fragen, die mich doch jeden Abend beschäftigen, auch wenn ich mir das nicht anmerken lasse. Wir Männer versuchen doch immer die coole Sau zu spielen…Heute ist Sonntag, der 19.02. Es ist mild draußen, nicht sonderlich kalt, von Winter irgendwie keine Spur…Wir haben uns mit meinen Schwiegereltern zum Abendessen beim Chinesen verabredet. Wir reden über Gott und die Welt, flachsen herum, lachen viel,…Ich denke nicht einen Moment an die Geburt, meiner Frau geht es gut und doch kommen wir abschließend eher zufällig noch einmal auf die Geburt zu sprechen. Denn eigentlich haben wir einen Wunsch, keinen kleinen, eher einen großen, ohne medizinische Hilfe eigentlich nicht zu erfüllen...Morgen ist Montag, der 20.02.2017. Ein nicht allzu spektakuläres Datum, um Eltern zu werden. Wäre da nicht die Konstellation, dass wir eben am 20.01. geheiratet haben, ich am 20.05. und meine Frau am 20.06. Geburtstag hatUnd irgendwie fing ich an mich mit dem Gedanken anzufreunden morgen nicht mehr arbeiten zu müssen (Beginn der Elternzeit und so…). Wie der Abend und vor allem die Nacht verlief, erfahrt Ihr im 2. Teil meines Geburtsberichtes…😏

Geburtsbericht - Teil II

Geburtsbericht Teil 2 - Gegen 19 Uhr verließen wir das Restaurant und fuhren nach Hause. Ein ganz normaler Sonntagabend sollte folgen. Sofa, eine große Kuscheldecke, Tatort auf ARD, den Wecker für den nächsten Tag stellen, kuscheln, sich küssen, das Licht ausknipsen, langsam einschlafen. Wie immer schlief ich tief und fest, versunken in irgendwelchen Träumen, doch plötzlich und aus dem Nichts flüsterte mir eine weibliche Stimme bei hell scheinendem Licht zu, wir können los! Ich träumte weiter, zumindest dachte ich bis dato es sei ein Traum, bis diese weibliche Stimme mir bestimmender zurief, dass wir los können. Mein rechtes Auge öffnete sich mehr und mehr (das Linke war bereits offen) und dann war auch mir klar was passiert ist...Bingo - Die Fruchtblase war geplatzt! Es ist 3 Uhr nachts und ich wirkte total planlos. Dabei kann alles so einfach sein, Jogger an und los. Weit gefehlt...Mein erster Gedanke beim Verlassen des Hauses war nicht, ob die Krankenhaustasche ordnungsgemäß gepackt ist, nein vielmehr beschäftigte ich mich mit der Frage, ob wir ein Handtuch für den Beifahrersitz haben, da unser Leasing-Fahrzeug neu ist. Ganz schön bescheuert, aber so was von wahr. Ihr merkt, kein Mann ist noch so cool, um nicht nervös und angespannt zu sein…Nun saßen wir da, zu zweit und einfach nur sprachlos, wissend das dies unsere vorerst letzte Fahrt zu zweit sein wird. Welch surreales Gefühl, noch ist die Babyschale leer, sollte alles gut gehen sitzt dort in wenigen Tagen ein neuer Erdenbürger drin. Punkt 4 Uhr schnappte ich mir einen der beiden reservierten Parkplätze vor dem Krankenhaus. Wir fuhren ins 3. Obergeschoss, betraten den Untersuchungsraum für den letzten Check-up meiner Frau, der erste Satz der nach dem Ultraschall fiel lautete wie folgt: Glückwunsch, ihr Kind kommt definitiv heute zur Welt!!! Am 20.02. also, unserem Wunschdatum, gleichzeitig schauten wir uns sprachlos an, man konnte die Uhr ticken hören...Wir werden Eltern und zwar genau heute! Doch was nun? Was ist jetzt zu tun? Und was wird mein Job die nächsten Stunden sein? Kaum im Kreißsaal angekommen eröffnete mir meine Frau sofort meine Hauptaufgabe(n) in den kommenden Stunden...Seid gespannt...😏

Geburtsbericht - Teil III

Geburtsbericht Teil 3 - Da standen bzw. lagen wir nun, Meine Frau und ich,…Im Kreissaal, einem Raum, nicht größer als 10 qm, die Heizung auf der höchsten Stufe eingestellt, das Fenster geschlossen, allein und verlassen, keine Hebamme oder Krankenschwester in Sichtweite, geplagt von dem Gedanken die nächsten Stunden hilflos zusehen zu müssen. Und tatsächlich wurde ich kurzerhand von meiner Frau zum Wasserträger degradiert. Auf dem Flur befand sich ein 10-Liter-Kanister, dieser wurde in den nächsten Stunden zum Hauptanlaufpunkt für mich, ich holte gefühlt 40-mal Wasser. Während ich also Kilometer abriss zwischen Kreissaal und Wasserstation bemerkte ich wie der Flur immer voller wurde, mit wartenden Männern VOR dem Kreissaal wohlgemerkt. Ich stellte mir zunehmend die Frage warum das so ist und warum ich MITTENDRIN statt nur dabei bin?! Klar, ich wusste nie was da auf mich zukommt, wie wird es ablaufen, was wird meine Hauptaufgabe sein, aber eins wusste ich dann doch von Anfang an, dass ich immer dabei sein wollte, live und in Farbe und ich wollte meine Tochter mit dem Durchschneiden der Nabelschnur auf dieser Welt willkommen heißen. Doch bis es soweit war, lagen nervenaufreibende Stunden vor uns, von leichten Wehen bis hin zu Presswehen, der Geräuschpegel wurde ebenfalls zunehmend lauter und erreichte gegen Mittag mit ca. 120 Dezibel seinen Höhepunkt. Der Kopf wollte partout nicht flutschen, also mussten vereinte Kräfte her. Der Kreissaal füllte sich zunehmend und ich blieb meiner Linie treu, ruhig sein, den Mund halten, stets neues Wasser reichen und mit meiner Frau leiden. Trifft es das richtig?! Zumindest ist eins gewiss, kein Mann auf dieser Welt möchte diese Strapazen und Leiden selbst erleben, auch ich nicht. Deshalb allergrößten Respekt an alle Frauen da draußen, dass was Ihr durchlebt (habt) ist einzigartig…Es war nach 13 Uhr als ich etwas Warmes und glitschiges spürte, es war ein Kopf, gesegnet mit vielen schwarzen Haaren und tatsächlich hielt ich 45 Minuten später unsere gemeinsame Tochter Lotta im Arm. Mit Tränen in den Augen und Glückshormonen vollgepumpt nahmen wir am 20.02.2017 um 13:45 Uhr die Daten 55cm und 3.255 Gramm zur Kenntnis